Bertram Verhaag - Regisseur und Produzent

Seit über 30 Jahren dreht Bertram Verhaag im Rahmen seiner eigenen Produktionsfirma DENKmal-Film Dokumentarfilme. In drei Jahrzehnten entstanden etwa 130 Filme, darunter acht abendfüllende Kinoproduktionen.

Wegen der Nähe zur Oberpfalz drehten wir in den 80er Jahren fünf Filme gegen die Nutzung der Atomkraft zum Thema WAA in Wackersdorf. Der bekannteste wurde Spaltprozesse, wobei der Titel nicht nur auf die Spaltung des Atomkerns hinweist, sondern vielmehr auf die Spaltung der Bevölkerung in Befürworter und Gegner von Atomanlagen.

Verhaags neuester Film zum Thema Gentechnik Gekaufte Wahrheit – Gentechnik im Magnetfeld des Geldes lief mit großem Erfolg in deutschen und österreichischen Kinos. „Gekaufte Wahrheit“ ist ein dokumentarischer Thriller über die Freiheit der Wissenschaft. Er zeigt exemplarisch das Schicksal von Wissenschaftlern, die im Bereich Gentechnik forschten und nach Veröffentlichung gentechnisch kritischer Artikel mit Rufmord und Entzug ihrer Forschungsmittel hart bestraft wurden. Aussagen von Wissenschaftlern belegen, dass 95% der Forscher im Bereich Gentechnik von der Industrie bezahlt werden. Nur 5% sind unabhängig. Die große Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie ist offensichtlich. Kann die Öffentlichkeit – können wir alle – den Wissenschaftlern noch trauen?

In den vergangenen 12 Jahren realisierte Verhaag neun Filme zum Thema Gentechnik. Da dieses Thema allein aber schwer erträglich ist, liegt ein zweiter Schwerpunkt in seiner Arbeit darin, dem Zuschauer Menschen nahe zu bringen, die sehr bewusst, ökologisch, ganzheitlich und nachhaltig Lebens-Mittel erzeugen und mit ihrem Tun Menschen zum Nachdenken anregen und zu eigenem Handeln ermuntern. Auch hier ist die Reihe der internationalen Preise lang. So wurde Der Bauer der das Gras wachsen hört, mit neun Preisen, u.a. als „bester ökologischer Film 2010“ ausgezeichnet.

Im Juni 2013 erhielt er für seine unablässige Filmarbeit den renommierten B.A.U.M. Umweltpreis.

Verhaag erzeugt mit seinen Filmen Produkte, die einen hohen gemeinschaftlichen Nutzen für alle haben und ist somit im wahrsten Sinne ein „Social Business“. Er beteiligt sich an der „Bewegung“ unserer Gesellschaft hin zu mehr Menschlichkeit, Respekt vor der Natur und den Naturgesetzen, zu Nachhaltigkeit und Mut, sich einzumischen.
Seine aufrüttelnden Filme trugen dazu bei, dass Wackersdorf geschlossen und ein Ende der Nutzung der Atomkraft greifbar wurde. Die Filme zum Thema Gentechnik ermutigten viele Menschen, in der Politik oder im Widerstand aktiv zu werden. Leben ausser Kontrolle gab einen Anstoß zur Gründung von „Zivilcourage“ und war und ist Grundstein und Rückgrat der (bald) flächendeckenden gentechnikfreien Regionen.

 

Director's Note

Die Idee, über eine der bekanntesten Biofarmen Europas, die Duchy Home Farm und seinen königlichen Besitzer Prinz Charles, einen Film zu machen, begeisterte mich vom ersten Augenblick an. Doch erst durch Bernward Geier, der über exzellente Kontakte zum englischen Hof verfügte, konnte dieses Projekt Gestalt annehmen.

Wir hatten die Gewissheit, mit dieser tatsächlich exklusiven Drehgenehmigung für die in so vielen Dingen beispielhaften königlichen Bio-Farm einen Rohdiamanten in den Händen zu halten. Wir begannen also ohne Förderungen und Fernsehbeteiligung die Dreharbeiten – auf eigene Faust und vor allem auf eigene Rechnung – denn wer würde so eine Drehgenehmigung in den Wind schießen?

Insgesamt drehten wir fünf Jahre viele einzigartige Situationen in und um die Farm mit dem charismatischen Farmmanager David Wilson, der uns mit seinem unverwechselbaren britischen Humor die Tragweite der Vision des Prinzen nahebrachte. Schon vor 35 Jahren setzte Prinz Charles seine Vision von Landwirtschaft um, die inzwischen viel beachtet und beispielhaft für England und die gesamte Welt ist.

Der Prinz setzt auf Landwirtschaft ohne Gifte und Gentechnik, mit artgerechter Tierhaltung. Diese Vision von Landwirtschaft entwickelte er zu einem Zeitpunkt, als wir noch nicht mal das Wort nachhaltig kannten und biologisch mit Müslijüngern in Verbindung brachten.

Bei den Dreharbeiten waren immer Vertreter des königlichen Pressoffice anwesend, die zwar auf jedes Wort achteten, aber sonst im Hintergrund blieben. Wir führten zwei Interviews mit Prinz Charles und in beiden spricht er in einer Deutlichkeit über seine Sicht auf die Landwirtschaft, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt und atemberaubend ist. So entwickelte sich aus einem Rohdiamanten ein schillernder, mit vielen Facetten funkelnder Brillant, der aber leider außerhalb Europas und insbesondere in England nicht gezeigt werden darf – eine Order ohne Begründung vom königlichen Pressoffice – das vermutlich verhindern will, dass sich Charles als grüner Prinz weiter profiliert.

Trotz diesen Unwägbarkeiten sind wir stolz, dass der Film nach acht Jahren endlich fertig wurde und viele Menschen sich inspirieren lassen können. Es ist mit Filmen eben manchmal wie in der biologischen Landwirtschaft – ein Schritt folgt dem nächsten und am Ende setzt sich Qualität durch.

 

Bertram Verhaag – Filmo/Bio

BERTRAM VERHAAG macht seit mehr als 30 Jahren Dokumentarfilme und er ist einer der wenigen Filmemacher, die sich konsequent, beharrlich und nachhaltig nur politischen, umweltpolitischen oder sozialen Themen verpflichtet fühlt.
Seine vielfach preisgekrönten Filme sind Beiträge zur demokratischen Kultur und „Erziehung“ im weitesten Sinne, indem er immer wieder Menschen porträtiert, die sich bei gesellschaftlichen Fragen einmischen. Sie machen Mut, sich nicht dem Ohnmacht suggerierenden Dogma „da kann man sowieso nichts machen“ zu unterwerfen.

Geboren in Sosnowitz (Oberschlesien) Studium der Soziologie und Volkswirtschaft.
Drei Jahre freie Mitarbeit im Stadtentwicklungsreferat München.
1972 – 75 Münchner Hochschule für Film und Fernsehen.
1976 Gründung der DENKmal-Film Produktion zusammen mit Claus Strigel.
Als Produzent, Autor und Regisseur realisierte er seither mehr als 130 Filme für Kino und Fernsehen.

 

Eine Filmauswahl:

2014 DER BAUER UND SEIN PRINZ / Dokumentarfilm / 52 & 80 Min.
2013 VOM GLÜCK DER KÜHE / Dokumentarfilm / 52 Min.
2013 DAS LIEBE RINDVIEH / Dokumentarfilm / 45 Min.
2012 DER ÖKOBRÄU IM ALTMÜHLTAL  / Dokumentarfilm / 45 Min.
2011 DER LANDHÄNDLER – GANZ OHNE GENTECHNIK / Dokumentarfilm / 45 Min.
2010 GEKAUFTE WAHRHEIT / Kino-Dokumentarfilm / 88 Min.
2009 DER BAUER DER DAS GRAS WACHSEN HÖRT / Dokumentarfilm / 45 Min.
2009 PERCY SCHMEISER – DAVID GEGEN MONSANTO / Dokumentarfilm / 65 Min.
2008 LIFE IN PLASTIC... / Dokumentarfilm / 45 Min.
2008 RENTNER GmbH / Dokumentarfilm / 52 Min.
2007 DER BAUER MIT DEN REGENWÜRMERN / Dokumentarfilm / 45 Min.
2007 SEKEM – AUS DER KRAFT DER SONNE / Dokumentarfilm / 45 Min.
2004 LEBEN AUSSER KONTROLLE / Dokumentarfilm / 1x 95min. 3x 60 Min.
2002 86 000 SEKUNDEN / Dokumentarfilm / 95 Min.
2000 DER AGRAR-REBELL / Dokumentarfilm / 45 Min.
1997 GRENZGÄNGER / Dokumentarfilm / 98 Min.
1996 BLUE EYED / Dokumentarfilm / 93 Min.
1991 Das achte gebot / Dokumentarfilm / 95 Min.
1989 RESTRISIKO oder DIE AROGANZ DER MACHT / Dokumentarfilm / 93 Min.
1987 Spaltprozesse / Dokumentarfilm / 93 Min.
1978 WAS HEIßT'N HIER LIEBE / Kino-Spielfilm / 135 Min.

Preise – eine Auswahl

1st Price for Best Long Production, Goias, Brazil / Certificate of Creative Excellence, Elmhurst, USA / Best Film of the Festival, Orlando, USA / International Federation of Journalists Media Award: Special Recommendation / Audience Award, Maremma Documentary Festival, Pitigliano, Italy / Best Film by a German Filmmaker, Black International Cinema Film-/Video Festival, Berlin / Findling, DOK Leipzig / CIVIS Award / Publikumspreis I.D.F.A., Amsterdam, Holland / Publikumspreis, Palm Springs, USA / Das Goldene Kabel für Innovation / Adolf-Grimme-Award / Deutscher Jugend-Video-Preis / Preis der deutschen Filmkritik - Silberne Taube Leipzig / Förderpreis der Städte Freiburg, München und Salzburg / Golden Lynx for best journalistic achievement, Ökomedia / Publikumspreis, Internationales Filmfestival Eberswalde / Award for Environmental Conversation and Stewardship, Arpa Film Festival / Hoimar von Ditfurth-Preis, Ökofilmtour / Bester ökologischer Film, Greenscreen, Eckernförde / The Columbus Institute for Contemporary Journalism Award / Best of Show, Indie Film Fest / Environmental Great Prize for the best work in the category environment, CineEco, Portugal / Preis des Bürgermeisters von Nitra, Agro FilmFest, Slovakei / Preis des Prager Landwirtschaftsministers, Life Sciences Film Festival, Tschechische Republik / Beste Regie, Yosemite Film Festival, USA / Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm, Ökofilmtour / International Jury Award – Grand Prix, T-Film Festival, Tschechische Republik / Preis der Jugendjury, Green Screen Festival, Eckernförde / Nominierung für den Deutschen Naturfilmpreis 2014, Darßer NaturFilmFestival

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